Ladeinfrastruktur für Nutzfahrzeuge | Nationale Leitstelle Ladeinfrastruktur (2024)

Für die kommenden Jahre haben alle großen Hersteller von Nutzfahrzeugen batterieelektrische Serienmodelle angekündigt. Bei der Errichtung der entsprechenden Ladeinfrastruktur stellt sich dabei die besondere Herausforderung noch vor dem breiten Markthochlauf der Fahrzeuge die offenen Fragen bei der Ausgestaltung der Ladeinfrastruktur zu identifizieren und zu beantworten. Gleichzeitig muss der flächendeckende Aufbau der Infrastruktur bereits eingeleitet werden.

In unterschiedlichen Projekten und Initiativen beteiligen sich die NOW GmbH und die Nationale Leitstelle Ladeinfrastruktur deshalb daran, gemeinsam mit der Industrie und dem Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) die technischen, rechtlichen und wirtschaftlichen Grundlagen zu schaffen, um eine einheitliche und anwendungstaugliche Planung für die Errichtung von Ladeinfrastruktur für schwere Nutzfahrzeuge zu ermöglichen. Die gewonnenen Erkenntnisse fließen in die Planungen der Leitstelle zum Ausbau der Ladeinfrastruktur ein.

Task-Force Backcasting
Leitfaden „Einfach E-Lkw laden“
Task-Force Depotladen
Studie „Einfach laden an Rastanlagen“
Marktentwicklung klimafreundlicher Technologien im schweren Straßengüterverkehr

Task-Force Backcasting

In der im Dezember 2021 als Teil des „Gesamtkonzepts Klimafreundliche Nutzfahrzeuge“ abgeschlossenen Task-Force „Backcasting – Ladeinfrastruktur für schwere Nutzfahrzeuge“ wurden durch das BMDV, die NOW GmbH und die Nationale Leitstelle Ladeinfrastruktur zentrale Aufgaben, Herausforderungen und Handlungsbedarfe für den Aufbau von öffentlicher Ladeinfrastruktur für schwere Lkw analysiert.

Ziel der Task-Force war es, den Aufbau der notwendigen öffentlichen Ladeinfrastruktur für emissionsfreie E-Lkw im Fernverkehr vorzudenken. Insgesamt nahmen an dem sechsmonatigen Task-Force-Prozess ca. 80 Vertreterinnen und Vertreter aus insgesamt 40 Organisationen und Unternehmen teil.

Ausgangspunkt der Task-Force war die Identifikation von Aufgaben und Themenfeldern, die beim Aufbau von öffentlicher Ladeinfrastruktur an der Autobahn bzw. an autobahnnahen Flächen adressiert werden müssen. Für jedes Themenfeld wurden die wichtigsten offenen Fragen benannt und Herausforderungen identifiziert. Aus den Herausforderungen sind über 30 Handlungsbedarfe abgeleitet worden. Viele der Handlungsbedarfe sind als Maßnahmen in den Masterplan Ladeinfrastruktur II eingeflossen.

Eine vollständige Übersicht über alle identifizierten Handlungsfelder findet sich auf der Webseite https://www.klimafreundliche-nutzfahrzeuge.de/task-force-backcasting.

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Leitfaden „Einfach E-Lkw laden“

Die Nationale Leitstelle Ladeinfrastruktur entwickelt in Zusammenarbeit mit eingebundenen Akteuren eine User Journey für das zukünftige Lkw-Laden auf Basis der bereits veröffentlichten Use-Case-Landschaft für schwere Nutzfahrzeuge. Dafür wurde eine ProjektHAUS-Reihe aufgesetzt, mit dem Ziel das zukünftige Gesamtsystem Lkw-Laden zu beschreiben. Die ProjektHAUS-Reihe vertieft die Themenpakete Routenplanung, Reservierung, Ladevorgang und alles rund ums Laden in Schwerpunktworkshops. Die Teilnehmenden wurden vorab aufgrund ihrer Expertise ausgewählt. Sie kommen aus verschiedenen Wirtschaftszweigen wie der Logistikbranche oder der Lkw-Hersteller. Auch Ladesäulenbetreibende, Verbände, Gewerkschaften und Wissenschaftsvertretungen nehmen teil. Ein Ergebnis ist die im Juni 2023 veröffentlichte Leitstellen-Publikation „Einfach E-Lkw-Laden – Die User Journey an öffentlichen Ladestationen jetzt und 2030“.

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Task-Force Depotladen

Für den Betrieb von elektrischen Nutzfahrzeugen ist das Laden am Depot zentral. Ziel der Task-Force zum Depotladen des BMDV, der NOW GmbH und der Nationalen Leitstelle Ladeinfrastruktur, die im Rahmen des „Gesamtkonzepts Klimafreundliche Nutzfahrzeuge“ stattfand, war es deswegen, den Aufbau der notwendigen nicht öffentlichen Ladeinfrastruktur für E-Lkw vorzudenken. Insgesamt nahmen an dem sechsmonatigen Task-Force-Prozess ca. 60 Vertreterinnen und Vertreter aus fast 40 Organisationen und Unternehmen teil.

Im Rahmen des Task-Force Prozesses wurden folgende zentrale Herausforderungen für den Aufbau von nicht öffentlich zugänglicher Ladeinfrastruktur auf Betriebsgeländen durch die Expertinnen und Experten ermittelt:

  • Fläche ist ein knappes Gut auf Betriebsgeländen und Logistikdepots.
  • Angesichts des hohen Strombedarfs für das Laden von E-Lkws stellt sich die Frage, wie bestehende Netzanschlüsse durch ein entsprechendes Last- und Lademanagement optimal genutzt werden können und ob Netzanschüsse erweitert werden müssen.
  • Den meisten Logistikunternehmen fehlt es an Erfahrungen im Energiebereich.
  • An den Schnittstellen zwischen Fahrzeug, Ladeinfrastruktur und Backend bestehen Interpretationsspielräume bei der technischen Auslegung der Standards und Normen.
  • In die Tourenplanung müssen neue Parameter integriert werden, die zu Zielkonflikten mit bisherigen Optimierungsroutinen und der bestehenden Flexibilität im Fahrzeugeinsatz führen können.
  • Es fehlt an Datenschnittstellen und -zugänglichkeit im Hinblick auf die kommenden unterschiedlichen öffentlichen und nicht öffentlichen Ladeorte und die gewünschten Funktionalitäten (u.a. Reservierbarkeit, Authentifizierung).
  • Am Ende des Mietvertrages besteht regelmäßig eine Rückbauverpflichtung für die Ladeinfrastruktur.

Eine Kurzdokumentation der Taskforce Depotladen findet sich unter https://www.klimafreundliche-nutzfahrzeuge.de/task-force-depotladen/.

Leitfaden „Einfach laden am Depot“

Der im November 2023 veröffentlichte Leitfaden „Einfach laden am Depot – Leitfaden für den Aufbau von Ladeinfrastruktur für schwere Nutzfahrzeuge“ der Nationalen Leitstelle Ladeinfrastruktur hilft Unternehmen mit Lkw-Flotte beim Einstieg in die Elektromobilität und unterstützt beim Transformationsprozess hin zu einer emissionsarmen Logistik. In drei Kapiteln vermittelt der Leitfaden wesentliche technische Begrifflichkeiten, erläutert beispielhaft den Prozess von der Planung bis zum Betrieb der Ladeinfrastruktur auf dem Betriebshof und nimmt die wirtschaftlichen Aspekte der Umstellung in den Blick. Die einzelnen Abschnitte enthalten Antworten zu den wesentlichen Fragestellungen und geben Praxistipps.

Der Leitfaden zum Depotladen basiert auch auf Erkenntnissen der Task-Force Depotladen von BMDV, NOW GmbH und der Nationalen Leitstelle Ladeinfrastruktur, die im Rahmen des „Gesamtkonzepts Klimafreundliche Nutzfahrzeuge“ gebildet wurde. Insgesamt nahmen an dem sechsmonatigen Task-Force-Prozess ca. 60 Vertreterinnen und Vertreter aus fast 40 Organisationen und Unternehmen teil.

Die Veröffentlichung des Leitfadens „Einfach laden am Depot “ ist Teil des „Masterplans Ladeinfrastruktur II“. Das Bundeskabinett hat diesen im Oktober 2022 als Fahrplan der Bundesregierung für den Ladeinfrastrukturausbau beschlossen. Die 68 Maßnahmen darin sollen den schnelleren Aufbau von Ladeinfrastruktur voranbringen.

Studie „Einfach laden an Rastanlagen“

Für den erfolgreichen Einsatz von E-Lkw auch auf langen Strecken muss nicht nur ein bedarfsgerechtes Ladenetz neu errichtet, sondern auch dessen Anbindung ans Stromnetz von Beginn an mitgedacht und geplant werden. Die Studie „Einfach Laden an Rastanlagen“ richtet den Fokus auf Fragen des Netzanschlusses für E-Lkw-Lade-Hubs und betrachtet dabei drei verschiedene prototypische Standorte, die sich je nach Verkehrsaufkommen von Schwerlastfahrzeugen unterscheiden. Sie wurde im Auftrag der Nationalen Leitstelle Ladeinfrastruktur von der Energiedenkfabrik ef.Ruhr durchgeführt. Ziel der Studie ist eine strukturierte Aufbereitung wesentlicher Kriterien und Aspekte, die mit Blick auf das Netz bei der Auswahl, Bewertung und Planung von Lade-Hubs entlang des Autobahnnetzes berücksichtigt werden müssen. Betrachtet wurden prototypische Lade-Hubs an international bedeutsamen Verkehrsachsen (Magistralen), an Standorten mit mittlerem Verkehrsaufkommen sowie an bislang unbewirtschafteten Rastplätzen mit geringerer zu erwartender Nachfrage. Aus Prognosen darüber, wie viele Ladepunkte mit wie viel Leistung in den kommenden Jahren 2027, 2030 und 2035 an den drei prototypischen Lade-Hubs benötigt werden, leiten die Autorinnen und Autoren der Studie konkrete Anforderungen für den Anschluss an das Stromnetz ab. Die Studie macht deutlich, dass an hochfrequentierten Standorten spätestens ab 2035 ein Anschluss ans Hochspannungsnetz erforderlich wird.

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Marktentwicklung klimafreundlicher Technologien im schweren Straßengüterverkehr

Als Basis für einen vorausschauenden Aufbau einer Tank- und Ladeinfrastruktur werden verlässliche Informationen der Hersteller dazu benötigt, wie viele Fahrzeuge mit welchen Technologien in den kommenden Jahren auf den Markt kommen werden. Im Kontext des Gesamtkonzeptes klimafreundliche Nutzfahrzeuge wurden daher im Jahr 2022 vom BMDV, der NOW GmbH und der Nationalen Leitstelle Ladeinfrastruktur sogenannte „Cleanroom-Gespräche“ mit den wichtigsten Lkw-Herstellern geführt, in denen Angaben zu geplanten Produktionszahlen alternativer Antriebe für schwere Nutzfahrzeuge abgefragt sowie Antriebsstrategie, Rahmenbedingungen, technischer Entwicklungsbedarf sowie Anforderungen an Infrastrukturen diskutiert wurden.

Die „Cleanroom-Gespräche“ sind Einzelgespräche mit jeweils einem Fahrzeughersteller. Das Format gibt Herstellern die Möglichkeit, Informationen in geschützter Umgebung in einem kartellrechtskonformen Rahmen zur Verfügung zu stellen. Konkret wurden in diesem Rahmen zum einen quantitative Daten zu geplanten Absatzzahlen bis 2030 von den Herstellern zur Verfügung gestellt. Diese Daten wurden in einem durch eine Rechtsanwaltskanzlei bereitgestellten, sicheren Datenraum abgelegt und in aggregierter Form anonymisiert. Zum anderen sind mir den Herstellern Einzelgespräche geführt worden. Im Rahmen eines strukturierten Interviews wurden strategische Bewertung von Technologieoptionen, eine Einschätzung zu regulativen Rahmenbedingungen sowie der Infrastrukturbedarf abgefragt.

Die quantitativen Daten und die qualitativen Einschätzungen wurden anonym aggregiert und in der NOW-Publikation „Marktentwicklung klimafreundlicher Technologien im schweren Straßengüterverkehr“ veröffentlicht.

Die Erkenntnisse aus den Gesprächen dienen als Grundlage, die Infrastrukturen zielgerichtet entsprechend dem Markthochlauf zu errichten. Die Daten sind maßgeblich, um den Ladeinfrastrukturbedarf zu bestimmen und eine Aufbaustrategie für ein öffentliches Ladeinfrastrukturnetz zu entwickeln.

Die ausführlichen Ergebnisse der Cleanroom-Gespräche zur Marktentwicklung klimafreundlicher Technologien im schweren Straßengüterverkehr finden sich unter https://www.klimafreundliche-nutzfahrzeuge.de/marktentwicklung-klimafreundlicher-technologien-im-schweren-strassengueterverkehr/.

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